Metal – eine Sache des Herzens Konzert «Night of the living south» im Chäller
An der «Night of the living south» am Samstag war der Schaffhauser «Chäller» in dunkle Metal-Klänge gehüllt. Ledermützen, lange Mähnen, Jeansjacken mit aufgestickten Bandlogos und Bier in Massen (nein, nicht in Massen): Richtig, in Schaffhausen war es wieder einmal Zeit für ein Metal-Konzert. Im Chäller hämmerte sich mit den drei Bands «Point At Issue», «Down End Rest» und «Doom Division» der Takt von harten Drums und exzentrischen Gitarrenklängen in die Gehörgänge der zahlreich erschienenen Besucher. Was für Nichtkenner nur textlicher oder geschriener Einheitsbrei ist, bedeutet für Fans und Kenner eine Lebenseinstellung. Doch das Klischee der düsteren Metal-Gestalten mit schwarz umrandeten Augen hat sich am Samstag nur sehr gemässigt bestätigt. Denn über die Hälfte des Publikums erschien in für die Musik untypischer Kluft – nämlich in buntgemusterten T-Shirts. Somit kommt man schnell zum Schluss, dass Musik – darin eingeschlossen vor allem auch Metal – keine Sache der äusseren Erscheinung, sondern des Herzens ist.
Die Schaffhauser Band «Point At Issue», zu deutsch in etwa Streitpunkt, feierte ihren ersten Live-Auftritt und heizte dem grössten Teil der Menge schon kräftig ein. Wer noch nicht ganz in der Metal-Stimmung angekommen war, hatte genügend Zeit, sich die «metalsche» Tanztechnik anzueignen. Um zur, im allgemeinen Verständnis unmelodiösen, Musik tanzen zu können, muss man nicht viel beachten: Beine auseinander, Kopf nach unten, und dann geht’s auch schon los mit dem Headbangen. Die Haare so kräftig schütteln, dass sie im Gesicht des Hintermanns landen, ab und zu eine Faust in die Höhe schnellen lassen, um damit den Takt mitzuschlagen oder der Euphorie Ausdruck zu geben, und als höchstes der Gefühle darf auch gehüpft werden. Kurz vor 23 Uhr standen «Down End Rest» auf der Bühne. Die Instrumente fest im Griff, klang die Musik etwas melodiöser als bei ihren Vorgängern, der Text war jedoch noch ähnlich unverständlich. Mit Einflüssen aus Southern Rock, Trash Metal und Sludge hörten sich die Schaffhauser schon beinahe an wie die ganz Grossen. Sie rissen auch die letzten von den Stühlen, und der headbangende Pulk vor der Bühne vergrösserte sich schon bei den ersten Gitarrenklängen. «Doom Division» brachten die Stimmung schliesslich zum Höhepunkt. Die Stuttgarter rundeten eine gelungene Konzertnacht ab. Denn erst wenn die langen Haare verschwitzt und strähnig am Kopf kleben und an den T-Shirts Schweissflecken prangern, weiss man, wie gut ein Metal-Konzert war. Alexa Scherrer